QI-Digital Forum 2022 – Rückblick
Unser Rückblick auf das erste QI-Digital-Forum, das am 11. Oktober 2022 in Berlin stattfand.
"Made in Germany" in der digitalen und grünen Transformation
Von der Produktentwicklung über die Herstellung bis hin zum fachgerechten Recycling – in der modernen Produktion wird die Qualitätssicherung zur Daueraufgabe, die auf sinnvolle digitale Prozesse angewiesen ist. Welche digitalen Werkzeuge – von Smarten Standards bis hin zu digitalen Zertifikaten - dies unterstützen können und was sie leisten können sollen, war Thema des ersten QI-Digital-Forums am 11. Oktober in Berlin. Insgesamt 300 Teilnehmende diskutierten die Herausforderungen der digitalen und grünen Transformation für die Qualitätsinfrastruktur (QI) an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) und online.
Die Präsidentin der PTB, Prof. Dr. Cornelia Denz, betonte in ihrer Begrüßungsrede das lang aufgebaute, vertrauensvolle System der QI in Deutschland, für das "Made in Germany" steht. Damit dieses Vertrauen in Produkte auch in Zukunft gesichert ist, müsse die QI nun digital, resilient und nachhaltig gestaltet werden. Dr. Ole Janssen vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) warb in seiner Ansprache dafür, das Thema ganzheitlich zu denken. So soll etwa der geplante Digitale Produktpass vom Rohstoff bis zum Recycling alle Informationen enthalten, um eine umweltgerechte Kreislaufwirtschaft möglich zu machen.
Neue Räume für Innovation
„Innovation rauf, Kosten runter!“ fasste Markus Reigl, Leiter der Technischen Regulierung von Siemens die Erwartungen der Industrie an eine digitale Qualitätsinfrastruktur zusammen: Durch die Digitalisierung eröffneten sich neue Räume für Innovation, die die Wirtschaft wiederum voranbringen können. Im Podium „QI-Digital – Made in Germany in der digitalen und grünen Transformation“ diskutierte Reigl dann mit Prof. Dr. Gisela Lanza vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Prof. Dr. Knut Blind von der TU Berlin, Dr. Thomas Holtmann vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), Boris Böhme vom BMWK und Christoph Winterhalter, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Institut für Normung (DIN) und weitere Impulsgebern die Anforderungen an die QI aus verschiedenen Stakeholder-Perspektiven. Wichtig sei vor allem, innovationsfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen.
Wie die Digitalisierung der QI - als Zusammenspiel von Konformitätsbewertungen, Metrologie, Akkreditierung, Normung und Marktüberwachung - aussehen kann, skizzierten Dr. Claudia Koch von der Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung (BAM) und Dr. Jens Niederhausen (PTB). Eine digitale und vernetzte QI bedarf neuer Lösungen und kompatibler Werkzeuge - von Digitalen Kalibrierscheinen über Konformitätszertifikate, eAttestation, Smarte Standards und eine QI-Cloud. Eine digitale Repräsentanz, wie etwa ein Produktpass, begleitet dabei ein Produkt von seiner Entwicklung und Herstellung, über den Betrieb und bei Modifikationen, bis hin zum Recycling am Lebensende über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg. In der Initiative QI-Digital werden diese Werkzeuge und Qualitätssicherungsverfahren in drei Anwendungsfällen entwickelt und erprobt, die am Nachmittag in Workshops vertieft diskutiert wurden.
Vision einer digitalen Qualitätsinfrastruktur
Was wird für eine Prozessdigitalisierung benötigt? Unter dieser Frage standen in einem weiteren Workshop alle digitalen Werkzeuge der Qualitätsinfrastruktur im Fokus. Standards, Zertifikate und Berichte müssen in jedem Fall maschinenlesbar sein und der Zugriff auf die Qualitätsinformationen orts- und zeitunabhängig sein, wobei die Vertrauenswürdigkeit gewahrt bleiben muss. Dazu kamen in der Diskussion schnell weitere Wünsche: Bei Standard-Veränderungen schnell und direkt informiert zu werden, um nötige Maßnahmen ergreifen zu können. Hilfreich sei auch, die Daten einfach in andere Systeme integrieren und die Gültigkeit von Zertifikaten widerrufen zu können.
Im gemeinsamen Impuls zur digitalen und grünen Transformation der Qualitätsinfrastruktur betonten abschließend Dr. Holger Berg vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie und Ernst Stöckl-Pukall vom BMWK noch einmal die zentrale Rolle eines Digitalen Produktpasses für die Kreislaufwirtschaft. Datenzugang und -nutzung und die Vernetzung entlang der Wertschöpfungsketten seien dafür essenziell. Daher müsste die Entstehung isolierter Datensilos müssen vermieden und die bestehenden Digitalisierungsinitiativen koordiniert werden.
Mit einem Dank an alle Teilnehmenden sowie den am Vortag gegründeten Beirat beendete Prof. Dr. Frank Härtig (PTB) das Forum. Die Aufbruchsstimmung und Anregungen aus dem QI-Digital-Forum setzen nun die Impulse für die weiteren Arbeiten der Initiative QI-Digital und ihrer Stakeholder – damit Made in Germany weiter als weltweites Versprechen für Qualität und Sicherheit steht!